Kohlenstoffvorräte in den Wäldern Deutschlands sind angestiegen

Wälder bedecken weltweit rund ein Drittel der Landoberfläche; sie können bedeutende Mengen Kohlenstoff speichern. Daher spielen sie auch in der Treibhausgas Berichterstattung (Kyoto-Protokoll) eine wichtige Rolle. Die unter Mitwirkung des Thünen-Instituts durchgeführten Inventuren liefern Daten, mit denen sich die Speicherleistung der Wälder abschätzen lässt. Allein in Deutschland wurden 2012 umgerechnet rund 50 Mio. Tonnen CO2 gespeichert. Diese Speicherleistung kann sich die Bundesrepublik im Emissionshandel anrechnen lassen.

Wälder zeichnen sich dadurch aus, dass der Kohlenstoff längerfristig im Holz gespeichert wird. Zusätzlich wird dem Waldboden durch den Streufall und durch den unterirdischen Eintrag von Wurzelstreu oder Wurzeldepositionen Kohlenstoff zugeführt.
Mikroorganismen wandeln einen Teil dieser Biomasse durch Stoffwechselaktivitäten in verschiedene C-Verbindungen um. Die Höhe der Kohlenstoffspeicherung im Boden wird somit durch die Nettobilanz bestimmt, die sich aus dem Eintrag organischen Materials in den Boden und deren mikrobieller Um- und Abbaurate ergibt. In der oberirdischen Biomasse bestimmen der Zuwachs der Bäume, die Aufforstungen von Wäldern, das Totholz sowie die Nutzung der Bäume die Kohlenstoffspeicherung.

Verteilung der Kohlenstoffvorräte
Die auf der Basis der Bundeswaldinventur ermittelten C-Vorräte, die sich auf die gesamte Waldfläche Deutschlands beziehen, ergeben für die oberirdische Biomasse einen Kohlenstoffvorrat von ca. 993 Mio. Tonnen, für die unterirdische Biomasse von ca. 156 Mio. Tonnen und für Totholz von ca. 20 Mio. Tonnen. Bei näherer Betrachtung lässt sich ein leichter Anstieg der C-Vorräte im Totholz seit der Inventur 2002 beobachten. Höher fällt die Zunahme der Kohlenstoffvorräte bei dem größten Pool, der Biomasse, aus.

Mit der Auswertung der Bodenzustandserhebung (Stichjahr 2006) lassen sich die Kohlenstoffvorräte in der Humusauflage und in den oberen 30 cm des Mineralbodens auf ca. 850 Mio. Tonnen beziffern (Moorstandorte werden nicht berücksichtigt). Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass allein in der Humusauflage ca. 191 Mio. Tonnen Kohlen stoff gespeichert sind. Dieser relativ labile Kohlen stoffpool ist im Zeitraum zwischen den Inventuren konstant geblieben. Allerdings variieren die zeitlichen Veränderungen der Kohlenstoffvorräte in der Humusauflage unter verschiedenen Baumarten beträchtlich. So stieg der Kohlenstoffpool unter Fichtenbeständen an, während er unter Laubwäldern abnahm. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig und bedürfen weiterer Forschung.

Die Kohlenstoffvorräte in den oberen 30 cm des Mineralbodens zeigen ein anderes Bild:
Dieser Pool ist mit ca. 659 Mio. Tonnen nicht nur deutlich größer als der der Humusauflage, er hat sich auch seit der ersten Inventur um 64 Mio. Tonnen erhöht.
Auch hier zeigt sich ein heterogenes Bild bei landesweiter Betrachtung. In Norddeutschland waren die Veränderungen besonders hoch, in weiten Teilen Süddeutschlands hingegen nur unbedeutend.

Wälder und Holzprodukte als Kohlenstoffsenken
Der Wald in Deutschland ist seit Beginn der Berichterstattung im Jahr 1990 jedes Jahr eine Kohlenstoffsenke. Das heißt, es wird mehr Kohlenstoff gebunden als beispielsweise durch die Holzernte freigesetzt wird. Die jährliche Kohlenstoffbindung inklusive Freisetzung beträgt aktuell ca. 52 Mio. Tonnen.
In die jährliche Treibhausgas-Berichterstattung floss bis 2012 nur die Kohlenstoffbindung ein – die stoffliche Nutzung von Holz und ihr Beitrag zur jährlichen CO2-Bilanz wurden nicht berücksichtigt. Dem wird aber mittlerweile Rechnung getragen, denn durch die stoffliche Nutzung von Holz wird ein Teil des Kohlenstoffs von den Bäumen auf die Produkte übertragen – die Produkte fungieren also ebenso wie der Wald als Speicher.

Auch die energetische Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes ersetzt fossile Energieträger (Substitutionswirkung). Nach ersten Berechnungen konnten von 2005 bis 2009 durch die stoffliche Holzverwendung jährlich durchschnittlich 56,7 Mio. Tonnen und durch die energetische Nutzung ca. 30,1 Mio. Tonnen an Treibhausgasen substituiert werden. Das Potenzial der Wälder als Kohlenstoffsenke ist demnach also größer als bislang in der Berichterstattung angegeben.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei