Anzahl fremder Pflanzen in Europa deutlich gestiegen

Die Anzahl eingeschleppter Pflanzenarten hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdreifacht. Das geht aus einer Studie europäischer Wissenschaftler hervor, die Daten aus 48 europäischen Ländern und Regionen ausgewertet hatten. 5789 Pflanzenarten wurden als gebietsfremd eingestuft. 2843 davon seien außereuropäischen Ursprungs, schreiben die Forschern im Fachblatt Preslia. 1980 wurden dagegen nur 1568 gebietsfremde Arten registriert. Davon waren 580 außereuropäischen Ursprungs. Pro Jahr kämen durchschnittlich etwa sechs neue Arten in Europa hinzu. Diese Inventarisierung von Informationen über gebietsfremde Arten soll helfen, europaweite Managementstrategien zu entwickeln und so die biologische Vielfalt zu schützen. Neue Arten, die Ökosysteme nachhaltig verändern, indem sie beispielsweise einheimische Arten verdrängen, gelten als eine der größten Gefährdungen für die Biodiversität.
Die meisten eingewanderten Pflanzenarten wurden aus Belgien, Großbritannien und Tschechien gemeldet. Großbritannien, Deutschland und Belgien sind die Länder, in denen die meisten neuen Arten stabile Populationen bilden konnten und inzwischen als eingebürgert gelten. Zu den inzwischen am weitesten verbreiteten neuen Pflanzenarten gehören das Kanadische Berufkraut (Conyza canadensis), Topinambur (Helianthus tuberosus) und die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), die alle ursprünglich aus Nordamerika stammen. Mehr als drei Viertel aller neuen Pflanzenarten seien unbeabsichtigt nach Europa gelangt.
Neue Pflanzenarten können nicht nur die einheimische Flora bedrohen. Sie können auch volkswirtschaftliche Kosten hervorrufen, wie zum Beispiel die Ambrosie. Die Beifuß-Ambrosie stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat sich bereits in weiten Teilen Europas ausgebreitet. Ihre Pollen zählen zu den aggressivsten Allergie-Auslösern. Für Deutschland ergaben erste Schätzungen für nur drei von insgesamt 470 der sich am stärksten ausbreitenden Neophyten, dass durch diese jährliche Kosten von ca. 70 Millionen Euro entstehen.

Im Rahmen des EU-Projektes DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) wurden zum ersten Mal für die Länder Europas alle bekannten Invasionsarten erfasst. Dabei wurden Informationen zu Ökologie und Verbreitung von gebietsfremden Pflanzen und Tieren gesammelt und über eine Internet-Datenbank allen Interessierten zugänglich gemacht (www .europe-aliens .org ist inzwischen offline). Am Projekt waren Forschungseinrichtungen und Organisationen aus 15 Nationen beteiligt.

Artikel: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Quelle: idw

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