Mit dem Fahrrad unterwegs - was muss besser werden?

Der Radverkehrsanteil an allen zurückgelegten Wegen liegt im Bundesdurchschnitt bei 11 % (2020 ADFC) und ist damit ein Prozent seit 2012 angestiegen.
Dabei werden in den Großstädten durchschnittlich 15 % der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt, in kleinstädtischen und dörflichen Räumen jedoch nur 7 %.

Zum Vergleich: in den Niederlande sind es bereits 27 % (Amsterdam 30%)
Vergleichbare Zahlen schaffen in Deutschland nur wenige Städte wie z.B. Münster mit 38 % (siehe Quelle 1).

Damit wurde das Ziel des am 5. September 2012 veröffentlichten Nationalen Radverkehrsplan 2020, den Anteil der Radfahrer in Deutschland auf 15 % zu erhöhen nicht erreicht.

Zum aktuellen Nationalen Radverkehrsplan 3.0 (4/2021)

Was sind die positiven Effekte einer Zunahme des Radverkehrs?
Investitionen in den Radverkehr führen zu Einsparungen im Gesundheitsbereich, bei den Umweltkosten und anderen Infrastrukturausgaben.
Für jeden geradelten Kilometer hat die WHO Gesundheitseffekte von 0,125 € errechnet.
Die Lärmbelastung in den Städten kann reduziert werden.
"Allein im westlichen Teil der Europäischen Region gehen aufgrund von verkehrsbedingtem Lärm jährlich mindestens eine Million gesunder Lebensjahre verloren" (WHO: "Krankheitslast aufgrund von Umgebungslärm. Quantifizierung des Verlusts an gesunden Lebensjahren in der Europäischen Region")

Aus wirtschaftlicher Sicht werden pro Jahr 4 Mio Fahrräder verkauft, der Umsatz inkl. Zubehör liegt bei 5 Mrd. € / Jahr.
(In Deutschland gibt es derzeit ca. 70 Mio Fahrräder)

Woran liegt es, dass in Deutschland erst 11 % mit dem Fahrrad unterwegs sind?
Der ADFC berichtet im Fahrrad-Monitor Deutschland 2017 (Q:2):
"knapp die Hälfte der Radfahrer fühlt sich im Straßenverkehr nicht sicher".

Lösungen muss man nicht neu erfinden, die Stadt Kopenhagen zeigt, wie es gehen kann (Q:4):
- Bis zu vier Meter breite Fahrradwege (überholen überall möglich), die hindernisfrei durchgehend verlaufen und klar von den Kraftfahrzeugspuren getrennt sind.
- Fahrradschnellstraßen, die die Vororte anbinden.
- Service: Alle 1,6 Kilometer Servicestationen mit Luftpumpen, und vor den Ampeln Haltegriffe nebst Trittbrett
- grüne Wellen für Radfahrer
- eigene Brücken
- privilegierte Abbiegespuren
- bevorzugte Behandlung bei der Schneeräumung

Dabei muss die Routenführung soweit wie möglich vom Autoverkehr getrennt sein.
Denn eine Untersuchung hat gezeigt: Die Luftschadstoffbelastung ist für Fahrradfahrer höher als für Autofahrer:
Zwar ist die Luft in den Autos fast immer schlechter als in der Umgebung.
Dennoch nehmen Radfahrer mehr Schadstoffe auf: "Weil sie sich körperlich anstrengen, atmen Radler schneller und tiefer. Etwa 2,3-mal so viel Luft wie ein Autofahrer nehmen sie in der gleichen Zeit auf. " (Q: 3)
Insgesamt überwiegen die positiven Effekte des Radfahrens für die Gesundheit die negativen (Schadstoffbelatete Luft, Unfallrisiko). Siehe dazu die Arbeit von Jeroen Johan de Hartog, Hanna Boogaard,
Hans Nijland, Gerard Hoek Do The Health Benefits Of Cycling Outweigh The Risks? PDF

MB

Quellen:
1) Nationaler Radverkehrsplan 2020
2) ADFC Fahrrad-Monitor Deutschland 2017
3) Gefahr durch Abgase (Spiegel)
4) Fahrrad Schnellweg Kopenhagen

zur Link-Sammlung "Fahrrad"


Handbuch: Radverkehr in der Kommune: Nutzertypen, Infrastruktur, Stadtplanung, Marketing - Das Hygge-Modell - Ergänzungen zur ERA*

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